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Geschichte der Fabrik

Vielen Menschen erscheint Zucker heute ein selbstverständliches Gut zu sein. Das Stück Zucker im Tee oder Kaffee wird nicht als Luxus wahrgenommen. Dies war jedoch einmal anders. Um das Jahr 1100 gelangt Zucker mit den Kreuzfahrern erstmals wieder nach Europa. So kannten die alten Römer zwar bereits den Zucker, er war jedoch ein seltenes Importgut. Gesüßt wurde damals mit Honig oder Traubenmost. Ab etwa dem Jahr 1500 wurde aus Zuckerrohr gewonnener Zucker weltweit auf Plantagen angebaut. Er etablierte sich als Luxusgut und wurde von den Westindischen Inseln nach Europa gehandelt. Die Händler selbst wurden dadurch so vermögend, dass sie ihn auch als „Weißes Gold “ („white gold“) bezeichneten. Erst als Andreas Sigismund Marggraf 1747 den Zuckergehalt der Zuckerrübe entdeckte, begann der Zuckeranbau auch im Herzen Europas. Der Startschuss für die Verarbeitung von Zuckerrüben und die damit verbundene Zuckerherstellung am Standort Oldisleben nahe bei Bad Frankenhausen in der Kyffhäuserregion gelegen war die 1836 erbaute Zuckersiederei.

Bis zuletzt trotze die historische Zuckerfabrik in Oldisleben der modernen Produktionswelt und arbeitete bis zu Ihrer Stilllegung nach der Rübenkampagne (so wird die Zeit des Jahres genannt, während der eine Zuckerfabrik aus Rüben Zucker herstellt) 1990 noch mit Dampfmaschinen aus der Kaiserzeit, einer Diffusionsbatterie und anderen historischen Apparaturen, die teilweise schon damals über hundert Jahre alt waren. Dem langjährigen Werksleiter Nowitzki – nicht verwandt mit Deutschlands größtem Basketballspieler – ist es zu verdanken, dass die Fabrik schon 1989 unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Wer die historische Zuckerfabrik in Oldisleben betritt, fühlt sich wie in einer Zeitkapsel und die Vergangenheit wird lebendig: die Außernmauern sind aus Muschelkalk und Rotsandstein mit Bogenfenstern und auf den gußeisernen Säulen im Parterre steht noch weitgehend die originale Holzbalkenkonstruktion des Ober- und Dachgeschosses. Würde einem jetzt ein ehemaliger Fabrikdirektor aus der Zeit Wilhelms des Ersten im Frack entgegenkommen, es würde einen nicht wundern.

Die Südzucker AG war sich ihrer historischen Verantwortung für das einmalige Industriedenkmal bewusst und hat sich der Erhaltung, Restaurierung und und Konservierung des Industriedenkmals angenommen. Ziel war und ist, den Zustand von 1990, als die Fabrik letztmalig Zucker hergestellt hat, zu erhalten. Zu diesem Zweck hat das Unternehmen zusammen mit dem Bund und dem Land Thüringen eine siebenstellige Summe investiert, um den Schatz, den die Zuckerfabrik Oldisleben darstellt, für die Nachwelt zu erhalten und erlebbar zu machen. Um dieses Projekt langfristig zu sichern, hat die Südzucker AG im Herbst 2021 die Stiftung Kulturgut Zuckerfabrik Oldisleben errichtet.

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